Nach Griechenland und zurück: Das Dürkopp-Lastenrad aus Bielefeld
Jeden Monat stellen wir hier ein Objekt aus der Sammlung des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen vor

© Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen
Mobilität „Made in Bielefeld“
Die Dürkoppwerke AG, ein bedeutendes Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, spielten in der Nachkriegszeit ab den 1950er Jahren eine wesentliche Rolle in der regionalen Wirtschaft. Obwohl die Dürkoppwerke AG bereits in den 1880er Jahren mit der Fahrradproduktion begonnen hatten, konzentrierte sich das Unternehmen in der Nachkriegszeit verstärkt auf motorisierte Zweiräder.
Die Fahrradproduktion wurde daher zugunsten der Herstellung von Motorrädern und Motorrollern reduziert. Diese strategische Neuausrichtung spiegelte den Wandel in der Mobilitätsnachfrage der Bevölkerung wider und trug zur wirtschaftlichen Erholung und Modernisierung Nordrhein-Westfalens bei.
Vom Urlaubsfund zum Museumsstück
Im Jahr 2000 ist es Antonios Papachatzis auf dieselbe Weise gelungen, ein weiteres Dürkopp-Fahrrad zu erwerben – wieder für eine Schachtel Zigaretten.
Nach seinem Tod 2005 überließ sein Sohn beide Dürkopp-Fahrräder dem Historischen Museum Bielefeld. Im Rahmen der Eröffnung von MuseumMobil in Bielefeld 2024 übergab Andreas Rüther, der Bürgermeister der Stadt, dieses Fahrrad an das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen. Nun findet sich das Dürkopp-Fahrrad als Zeugnis für Wirtschafts-, Migration- und Alltagsgeschichte des Landes NRW in unserer Sammlung wieder.
Das Rad stammt von Antonios Papachatzis. Er kam Mitte der 1960er Jahre nach Bielefeld und begann damals beim Bielefelder Fahrrad- und Nähmaschinenhersteller Dürkopp zu arbeiten. Als er 1999 im Griechenlandurlaub zufällig ein Dürkopp-Rad findet, stellt sich heraus, dass es sich um ein besonderes Modell handelt: Das „Griechische Modell“, ein Transport-, Bäcker- oder Geschäftsrad, war bei Dürkopp aus dem Fabrikat 100C Index-Herren mit Doppelrahmen entwickelt worden. Ab 1951 wurden diese Lastenräder insbesondere nach Südeuropa exportiert.
Eigene Restaurierung mit Liebe zum Detail
Für eine Zigarettenpackung erworben, ging das Fahrrad zerlegt im Auto zurück nach Bielefeld und wurde dort liebevoll von Antonios restauriert. Mit einem Bekannten, der früher auch Dürkopp-Räder lackiert hatte und die Originallackierungen gut kannte, wurde das Rad entsprechend aufbereitet. Auch Ersatzteile wurden besorgt – teilweise sogar aus Griechenland. Zusätzlich wurde das Rad dekorativ aufgehübscht: Die Dürkopp-Aufkleber auf dem Rahmen sind Aufkleber von Nähmaschinen aus den 1950er Jahren.

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