Ins Weltall und zurück: Handschuh des Kosmonauten Reinhold Ewald

Jeden Monat stellen wir hier ein Objekt aus der Sammlung des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen vor

Ein besonderes Objekt bereichert die Sammlung des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen: ein echter Raumfahrthandschuh, getragen von dem Mönchengladbacher Kosmonauten Reinhold Ewald während seiner Weltraummission zur Mir im Jahr 1997.

Ein Kosmonaut aus NRW

1956 in Mönchengladbach geboren, studiert Reinhold Ewald nach seinem Abitur Physik mit der Fachrichtung Experimentalphysik an der Universität zu Köln, wo er 1987 promoviert. Bereits während seiner Forschungsarbeit befasst er sich mit interstellaren Molekülwolken, den Entstehungsorten neuer Sterne. 

1990 wird er in das deutsche Astronautenteam berufen und nimmt 1997 an der zweiten deutsch-russischen Raumfahrtmission MIR’97 teil. Während seines 19-tägigen Aufenthalts auf der Raumstation führt er wissenschaftliche Experimente durch.

Vorbereitung auf die Schwerelosigkeit

Von 1990 bis 1992 wird Reinhold Ewald im russischen Ausbildungszentrum bei Moskau zum Raumfahrer ausgebildet. Bei der ersten deutsch-russischen Raumfahrtmission 1992 ist er Ersatzmann für den Funkkontakt zwischen der Bordmannschaft und der Erde zuständig. 

Nach einem Aufenthalt in Deutschland, wo er in der deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt arbeitet, kehrt er 1995 nach Russland zurück, um sich für die zweite deutsch-russische Raumfahrtmission MIR’97 vorzubereiten, bei der er diesmal als Kosmonaut mitfliegen soll.

Zwei Jahre dauert die Vorbereitung für die MIR’97 – allein das Training für die Anwendung der speziell angefertigten Handschuhe erfordert mehrere Wochen. Durch die komplexe Anfertigung sowie das robuste Material, lassen sich die Hände in den Handschuhen nur schwer bewegen. Deshalb muss der Umgang mit dem Handschuhen für die Arbeit während der Weltraummission gründlich erlernt werden.

Internationale Zusammenarbeit für die Forschung

An Bord der Sojus TM-25 startet Reinhold Ewald am 10. Februar 1997 mit dem ukrainischen Kommandanten Wasili Zibilijew und dem russischen Bordingenieur Alexander Lasutkin zur Raumstation Mir. Dort treffen sie auf die russischen Kollegen Waleri Korsun und Alexander Kaleri sowie den US-Amerikaner Jerry Linenger. Während seines Aufenthalts auf der Mir führt Ewald verschiedene Experimente durch, unter anderem zur Dichtheit der Druckanzüge.

Die Missionen MIR’92 und MIR’97 legen den Grundstein für die internationale Kooperation in der Raumfahrt, die mit der internationalen Raumstation ISS weitergeführt wird. Reinhold Ewald, der seit 1999 zum europäischen Astronautenkorps gehört, ist auch an der Entwicklung und am Einsatz der ISS beteiligt. Während in westlichen Ländern Raumfahrer als Astronauten bezeichnet werden, nutzt man im russischen Raumfahrtprogramm den Begriff Kosmonaut.

Heute lehrt er als Professor für Astronautik und Raumstationen an der Universität Stuttgart. Für seine Arbeit mehrfach international ausgezeichnet, erhält er 1997 das Bundesverdienstkreuz und 2020 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mit dem Handschuh von Reinhold Ewald bewahrt das Haus der Geschichte NRW nun ein Stück internationale Weltraumgeschichte, das für die Leistungen der Wissenschaft aus Nordrhein-Westfalen steht.