Volker Milk, Vizepräsident der Bezirksregierung Arnsberg, übergibt Gabriele Uelsberg, Präsidiumsmitglied der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, ausgewählte Objekte für die Museumssammlung.
Fast jede vierte Familie in Nordrhein-Westfalen hat heute einen Migrationshintergrund oder ein Familienmitglied mit Zuwanderungsgeschichte. Viele von ihnen, insgesamt mehr als 2.5 Millionen Menschen aus über 100 Ländern, kamen in Unna-Massen in eine erste sichere Unterbringung. Das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen übernimmt nun ausgewählte Objekte in seine Sammlung.
Die Geschichte Nordrhein-Westfalens ist auch eine Geschichte von Zu- und Einwanderung. Von den Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg über die „Gastarbeiter“, die im Zuge des Wirtschaftswunders kamen, bis hin zu den Menschen, die heute noch aus Konflikt- und Kriegsgebieten fliehen – viele von ihnen fanden und finden in Nordrhein-Westfalen einen Zufluchtsort und ein neues Zuhause.
Zu den nun übergebenen Objekten zählen:
- ein Lob- und Beschwerdebuch mit Einträgen von Menschen, die als Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten in den 1950er und 60er Jahren zunächst in Unna-Massen eine Unterkunft fanden,
- zwei Gebetsteppiche, die Menschen zur Verfügung standen, die im Zuge des Kosovo-Konflikts nach Nordrhein-Westfalen flohen,
- eine Weltkarte mit Fahnen der unterschiedlichen Herkunftsländer, aus denen die geflüchteten Menschen stammten,
- einen Registerschrank, in dem Karteikarten mit Angaben zu den Bewohnern der Landesstelle gelagert wurden.
Dr. Gabriele Uelsberg, Mitglied im Präsidium der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, nahm die Objekte in Empfang und dankte Volker Milk, Vizepräsident des Regierungsbezirks Arnsberg, für die Schenkung: „Die Geschichte der ehemaligen Landesstelle Unna-Massen ist unweigerlich mit dem Land NRW und seinen Menschen verbunden. Immer wieder begegnen wir Menschen, die uns von ihrem Leben in Unna-Massen berichten. Im MuseumMobil erzählen wir beispielsweise eine Fluchtgeschichte aus der DDR, die mit einem kurzen Aufenthalt in der Landesstelle endet. Wir hoffen, dass weitere Geschichten dazukommen, damit wir sie bewahren und weitertragen können.“
„Ich freue mich, dass zukünftig einige Objekte aus der ehemaligen Landesstelle in Unna-Massen ihren Platz im Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen finden werden. Diese Alltagsgegenstände machen die Bedeutung und Funktion der Landesstelle Unna-Massen für bestimmte Einwanderungsgruppen im Rahmen unserer Landesgeschichte anschaulich und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar,“ so Regierungsvizepräsident Volker Milk bei der Übergabe der Objekte.
In der Landesstelle Unna-Massen wurden zwischen 1951 und 2009 Heimatvertriebene, (Spät-) Aussiedlerinnen und Aussiedler, freigekaufte Häftlinge aus der DDR, Boat-People aus Vietnam, albanische Botschaftsflüchtlinge, Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo, zudem jüdische Zugewanderte aus der ehemaligen UdSSR untergebracht. Zeitweilig arbeiteten in der Landesstelle inklusive des Verwaltungsbereichs und der Außenstellen bis zu 500 Menschen. Ein Teil der Beschäftigten blieb nach der Eingliederung der Landesstelle als Fachdezernat der Bezirksregierung Arnsberg im Bereich der Integrationsförderung tätig. Ebenso in Zuständigkeit der Bezirksregierung werden manche Gebäudekomplexe des früheren Landesstellenareals in Unna-Massen heute wieder für die Erstaufnahme von Geflüchteten genutzt.
MuseumMobil sammelt NRW-Objekte
Die Übergabe der Objekte wurde ursprünglich im Zuge der Tour des Projekts „MuseumMobil. Wir suchen Ihre NRW-Geschichte“ koordiniert und nun vollzogen. Die mobile Ausstellung wird in den kommenden Jahren alle Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen besuchen. Das Projekt bietet eine einzigartige Gelegenheit, das Land neu zu entdecken und sich aktiv an der Sammlung des neuen Museums zur nordrhein-westfälischen Landesgeschichte zu beteiligen. In diesem Jahr besucht MuseumMobil unter anderem: Dortmund (15.3. – 24.3.), Beckum (19.4. – 29.4.), Siegen (31.5. – 9.6.), Bielefeld (14.6. – 23.6.), Mülheim (4.7. – 13.7.), Viersen (26.7. – 1.8.), Euskirchen (23.8. – 1.9.), Leverkusen (11.9. – 22.9.) und Iserlohn (11.10. – 20.10.).